New Approaches to Book and Paper Conservation
Tagung von 9-11. Mai 2011 in Horn
Von 9 - 11 Mai fand in dem beschaulichen Städtchen Horn in Niederösterreich die Tagung “New Approaches to Book and Paper Conservation” statt. Das Symposium wurde vom neu gegründeten “Eurpopäischen Forschungszentrum für Buch und Papier Konservierung - Restaurierung” unter der Leitung von Frau Dr. Patricia Engel organisiert und diente vor allem dem Austausch von Buch- und Papierrestauratoren aus aller Welt. Es wurden ethische Grundsätze und die Herangehensweise an die Erhaltung von Kulturgut in Bibliotheken und Archiven diskutiert und neue Ansätze und Ideen vorgestellt. Ein Ineinandergreifen der unterschiedlichen Wissenschafts-bereiche - in dem der Restaurator eine Vermittlerrolle einnimmt - wurde als grundlegend kommuniziert.
Das dreitägige, sehr dicht gedrängte Programm begann mit den Grundsätzen der Restaurierungsethik nach Alois Riegel und Cesare Brandi (Ursula Schädler-Saub), der Frage welche Inhalte in der Ausbildung von Konservatoren - Restauratoren kommuniziert werden sollen (Maria da Conceicão Lopes Casanova) und mit der Reflexion von Ästhetik in Kunst und Restaurierung (Weronika Liszewska).
Manfred Mayer brachte mit seiner Vorstellung von „NOVEC Fire Protection Fluid“ erstmals eine Erläuterung für eine praktische Anwendung an Objekten in das Symposium ein. Alternativ verwendet kann diese Substanz auch dazu dienen, Texte unter Überklebungen für kurze Zeit lesbar zu machen und das Objekt somit vor grundlegenden Eingriffen zu bewahren.
Vor der Mittagspause wurde von Nikolas Pickwood die Frage gestellt, inwieweit man Verluste von originaler Substanz mittelalterlicher Handschriften in Kauf nehmen kann und darf, wenn sie dafür wieder verwendbar gemacht werden.
Der Nachmittag des ersten Konferenztages stand unter anderem im Licht der Materialuntersuchungen. Spiros Zervos analysierte den Verlust der Papierstabilität nach wässrigen Behandlungen, Petra Vávrová die Auswirkung von Licht auf Cellulose, während Penelope Banou die unterschiedlichen Papiersorten aus der Periode der ersten Regierung des griechischen Staates evaluierte.
Danach stellte Salvador Muñoz Viñas seine Erfindung – einen Unterdrucktisch zur kontrollierten, beschleunigten Trocknung von großflächigen Objekten – vor, und Manfred Schreiner sprach über die Anwendung von Röntgenstrahl-Radiografie bei der Bestimmung von Wasserzeichen. Der Vortrag von Elzbieta Jablonska über die Restaurierung von Wachs Tafeln (Elzbieta Jablonska) bildete das Ende des ersten Tages.
Der zweite Tag der Konferenz war von einer Mischung unterschiedlichster Themenkreise bestimmt. René Larson sprach über einfache Bestimmungs-methoden des Abbaugrades von Leder und Pergament, die jedem restauratorischen Eingriff vorangehen sollten. Myriam Krutzsch präsentierte die Restaurierung und Konservierung von Lederfragmenten aus der zwölften Dynastie des ägyptischen Reichs und Igor Kozjak ließ die Konferenzbesucher an der Untersuchung der Auswirkung von hoher Luftfeuchtigkeit und UV-Strahlung auf zwei moderne Ledersorten teilhaben.
Die Restaurierung einer reich illuminierten Handschrift des Ritterordens St. John in Malta von Theresa Zammit Lupi warf die ethische Frage der Herangehensweise an die Restaurierung auf. Alle Seiten und somit auch die kunstvollen Miniaturen waren ganzflächig überklebt und die Überklebungen waren neu beschrieben worden.
Weitere praxisorientierte Vorträge wurden von Zsuza Tóth (Restoration of a Unique Hungarian Medieval Codex …) und Gayane Eliazyan (Preservation and Restoration of the Matenadaran Manuscripts) gehalten.
Sonst stand der zweite Tag im Zeichen der Herangehensweise an die Konservierung - Restaurierung von Sammlungen, sowie die Erhaltung und Untersuchung möglichst allen vorhandenen, inhaltlichen und materiellen Informationen der Objekte als Einzelstücke und innerhalb der gesamten Sammlung. Unter diesen Themenkreis fallen die Beiträge von Karin Scheper (Islamic Manuscript Structures. A Refinement of Knowledge about Islamic Book Constructions…), Rumyana Decheva (Preserving the Original Structure of the Medieval Codex During Conservation), Malgorzata Pronobis-Gajdzis und Jolanta Czuczko (The 19th Century Book), Ekaterina Andreyeva (Safekeeping Assessment of Ancient Slavic Manuscripts), Reni Marcheva-Kanova (Need of Research in the Everyday work of the Librarian and the Archivist…), Irina Guzner (Results in the National Programme - a Complex System of Conservation in Sibiria), Mariana Lucia Nesfantu (The Romanian National Library National Centre for Pathology and Restoration of Dokuments…), Abdul Rasheed (Recent Trends in Book and Paper Conservation), Maja Krtalic (Possibilities, Perspectives and Obstacles in Book and Paper Conservation-Restoration Research in Croatia), Eduard Zaloshnja (For a New Policy for the Preservation of Documents) and Jedert Vodopivec (Census and Analysis of Slovenian Medieval Codices).
Die Anwendung von Nanopartikeln in der Papierrestaurierung stellte Rodica Mariana Ion vor.
Der dritte und letzte Tag wurde von Vorträgen naturwissenschaftlichen Inhalts bestimmt.
Jörg Krüger stellte die Reinigung von Papieroberflächen mittels Laserstrahlen vor, Florian Kleber sprach über die Analyse von Palimpseste durch die Digitalisierung mit multispektraler Fotografie sowie die digitale Rekonstruktion von verblichenem Text. John Havermans hielt ein Plädoyer für die Technik der Gamma Bestrahlung von schimmelbefallenen Sammlungen und auch der Vortrag von Flavia Pinzari drehte sich um die Bekämpfung von Mikroorganismenbefall auf Papier.
Sowohl Erna Pilch-Karrer als auch Dirk Andreas Lichtblau sprachen über die Anwendung von SurveNIR in der Konservierung - Restaurierung, die es ermöglichen soll den Zustand ganzer Sammlungen schnell und einfach zu evaluieren.
Der Einsatz von Lascaux Akrylharzkleber in der Papierrestaurierung wurde von Samantha Sheesley anhand von praktischen Beispielen behandelt.
Außerdem sprachen Wladyslaw Sobucki über die Entfernung von Klebstoffen mittels einer Substanz mit dem Namen WEICON und Yuri I. Arstov stellte eine neue Buffersubstanz zur Klimaregulierung mit dem Namen ARTIC vor.
Alles in allem herrschte eine sehr angenehme Stimmung und in den Pausen fand ein reger Austausch unter den Teilnehmern statt. Das Programm war sehr abwechslungsreich, brachte aber nur teilweise Neues für die Konferenzteilnehmer mit und war etwas zu dicht gehalten. Vor allem der zweite Seminartag war mit elf Vorträgen alleine am Vormittag für die Zuhörer sehr kräfteraubend.